home.jpg (1389 bytes)

Eine Liebesgeschichte

1984 machte ich meinen Führerschein der Klasse 1b. Einer meiner Onkels schenkte mir damals seine alte Honda CB 50 J. Der kleine Viertakter entflammte in mir die Leidenschaft für Motorräder, die noch heute brennt. Wenige Stunden nach meiner Führerscheinprüfung legte ich mich mit dem Mokick bereits in der ersten schwierigeren Kurve auf die Schnauze. Ich fuhr den Bock bei Wind und Wetter; auch im Winter. Benzin begann in meinen Adern zu fließen.

Die IMHO recht häßliche Mühle war damals ein echter Renner. An meiner Schule gab es nur noch eine gewisse Anzahl an "lahmen" Mofas, eine 50er Vespa und zwei Achtziger; eine Zündapp und eine Gilera. Es war ein tolles Gefühl, daß ich in der norddeutschen Provinz mobiler war, als viele meiner Altersgenossen.

Den MOTORRAD-Katalog von 1984 kannte ich damals wohl auswendig und meine nächste Maschine hatte ich bereits ausgesucht: Eine Honda MBX 80. Auf diesem Moped habe ich das Fahren gelernt und fand sie zu ihrer Zeit bildschön. Zu meinem 17. Geburtstag bekam ich eine gebrauchte rote MBX geschenkt. Zu dieser Zeit durfte ich einmal irgendeine dicke Honda eines älteren Klassenkameraden einmal die Straße rauf- und wieder runterfahren. Zwischen meinem Leichtkraftrad und diesem echten Motorrad lagen Welten. Alles war größer, schwerer und schöner. Mir war es unbegreiflich, daß man eine so schwere Kiste überhaupt sicher im Straßenverkehr bewegen konnte.

Als ich mit 18 meinen Dreier gemacht hatte, war Autofahren plötzlich interessanter. Ich wurde meiner Achtziger immer untreuer. Ich verkaufte sie, damit ich mir einen Videorecorder kaufen konnte. Meinen Eltern fiel ein riesiger Stein vom Herzen.

Irgendwann juckte mir dann aber doch wieder die Gashand. Ich erweiterte mit 24 meinen 1b auf 1a und sparte eisern auf ein Motorrad. Ich liebäugelte mit einer Yamaha XJ 600 Diversion, aber als ich im Januar 1993 das Geld beisammen hatte, besuchte ich "nur mal so zum Schauen" einen örtlichen Suzuki-Händler. Dort schaute ich mir die damals aktuelle GSX 600F genauer an und beschloß, dieser Maschine den Zuschlag zu geben. Ich erwarb sie neu, auf 27 PS gedrosselt in der unten abgebildteten Lackierung.

Mit der Maschine war ich rundum zufrieden. Die Sitzposition war angenehm, die Bremsen waren klasse, der Windschutz gut und trotz Drosselung lief sie immerhin über 160 km/h (Tacho). Auch das Design fand ich ganz ansprechend, obwohl ich zugeben muß, daß mir die flache "Nase" mit der steilen Windschutzscheibe nicht zu hundert Prozent gefiel.

1995 schmiß ich die Fuhre auf einer engen kurvigen Straße in einen angrenzenden Wald. DM 3000,-- Schaden! Tja, irgendwie Scheiße, wenn man auf Vollverkleidung abfährt; das kann teuer werden. Ich ließ den Bock wieder richten, machte eine letzte Tour durch's Donautal und verkaufte ihn wenig später. Mir war ein bißchen die Lust am Biken vergangen. Ich stieg ersteinmal für drei Jahre auf einen Mazda MX-5 um.

Da Motorradfahren doch ein klein wenig geiler als Cabriofahren ist, verkaufte ich im Herbst 1998 den Roadster und schaffte mir für einen Teil des Verkaufserlöses einen zehn Jahre alten Audi 80 an (ganz ohne Auto geht es halt nicht). Das restliche Geld reichte nicht für eine neue Maschine, aber der Gebrauchtmarkt bietet ja auch eine große und gute Auswahl.

Im Januar 1999 beschloß ich, meinem alten Suzuki-Händler einen Besuch abzustatten. Auf der Fahrt dorthin überlegte ich mir, ob ich vielleicht noch vorher einen Ducati-Händler in der selben Stadt aufsuchen sollte. Ducati hatte für mich immer etwas Anziehendes. Schon zu meinen Honda- und Suzuki-Zeiten schaute ich mich sehnsüchtig nach den italienischen Sportmaschinen um. Ich verwarf den Gedanken aber schnell wieder: Zu teuer, zu anfällig, zu exotisch! Kauf dir lieber ein "vernünftiges" Motorrad.

Als ich beim Suzuki-Händler ankam, stand sie im Schaufenster plötzlich vor mir. Eine Ducati 900SS:

Ich dachte an meine guten Vorsätze und weigerte mich, mir überhaupt das Preisschild anzuschauen. Ich ging die Reihen der Gebrauchten entlang und fand auch zwei, drei Maschinen, die mich interessierten. Als ich alles gesehen hatte, wagte ich doch einen Blick auf den Preis der Duc. Alle Vernunft war wie weggeblasen. Baujahr 1991 und 29.700 km auf dem Tacho? Egal! Der Preis paßte in mein Limit und ich wollte mir diesen Traum erfüllen. Es war Liebe auf den ersten (scheuen) Blick!

Nach einer kurzen Probefahrt wurde der Zweizylinder gekauft. Ich wußte, daß mich die kommenden Reparaturen und Wartungskosten eine Menge Geld kosten würden, aber ich schloß den Kaufvertrag ohne mulmige Gefühle ab. Das Motorrad wanderte ersteinmal für knapp zwei Monate in eine Garage.

Das erste richtige Biker-Wetter im März; ich holte die Maschine aus ihrem Versteck.

Meine ersten Fahreindrücke: Knallharte Abstimmung des Fahrwerks, kräftiger Motor, relativ bequeme Sitzposition für einen Sportler, schwergängige Kupplung (im Stau oder Stadtverkehr extrem nervig), kreischende Kupplungsbeläge (Trockenkupplung), unverkennbarer Sound.

Tja, und dann kam es, wie es kommen mußte. Dreihundert Kilometer gefahren = drei Defekte. Am ersten Abend fiel das Rücklicht aus. Ok, das kann mal passieren und ist ja auch schnell und billig selbst behoben. Am Tag darauf war es dann nicht mehr ganz so nett. Nachdem die Motortemperaturanzeige ausgefallen war, blieb ich noch ruhig. Jaja , Ducati soll ja in der Elektrik besonders anfällig sein, also locker bleiben. Als ich dann aber nach einer Autobahnfahrt mit Geschwindigkeiten jenseits der 200 km/h auf die erste Ampel zufuhr und die Hinterradbremse plötzlich nicht mehr ansprach, war meine Gelassenheit dann doch ein wenig angeknackst. Bei der nötigen Reparatur ließ ich dann gleich die Bremsleitungen auf Stahlflex umbauen.

Bei einer Wochenendausfahrt im Juli verhakte sich im Getriebe irgendetwas dermaßen, das eine Weiterfahrt nicht mehr möglich war. Der herbeigerufene ADAC "reparierte" das Problem mit einem 3kg Hammer und einer Holzlatte.;-)

(...wird fortgesetzt)

up.jpg (1009 bytes) home.jpg (1389 bytes)